Dienstag, 15. Juni 2010

UNGEWOHNT ALLTAEGLICHES IV
Venezuela Spezial



Unter diesem Titel koennte man ueber Venezuela eigentlich ein ganzes Buch schreiben. Folgend beschraenken wir uns auf ein paar praegnante Beispiele, denen wir begegnet sind:



El Presidente als TV-Star

Dass der venezolanische President Hugo Chavez mit seinen Aeusserungen die Bevoelkerung in Venezuela aber auch auf der ganzen Welt spaltet, ist nichts Neues. Doch dass er sein geschliffenes Mundwerk sogar in seiner eigenen Fernsehshow zum Besten gibt, ist vielleicht nicht allen bekannt. Eine gute Woche ist es her, als wir ihn dabei kurz erleben durften, wie er vor zig tausenden von Live-Zuschauern in einem Stadion lamentierte. Waere Berlusconi - er ist ja nur Besitzer von einer TV-Propaganda-Firma - zugegen gewesen, waere er vor Neid erblasst!



Einmal voll fuer einen Stutz

Da Venezuela sehr viel Erdoel besitzt und die Erdoelfoerderung von Chavez verstaatlicht wurde, schaut der President, dass der Benzinpreis fuer jedermann im Land erschwinglich bleibt. Zur Zeit kostet ein Liter Benzin keine 2 Rappen. Somit laesst sich hier also fuer umgerechnet 1 Schweizer Franken volltanken.



Benzin, das "taeglich Brot"

Der tiefe Benzinpreis traegt noch andere eigenartige Fruechte. Im Grenzstaedtchen St. Elena de Uairén lebt die Haelfte der Bevoelkerung vom Benzin. Jeden Morgen bilden sich lange Schlangen vor den Tanksaeulen. Die taeglich erlaubte Tankfuellung wird vom Militaer ueberwacht. Nach dem Tanken wird das Benzin an Brasilianer fuer das rund Zwanzigfache weiterverkauft.



"mercado paralelo"

Nach dem Bereisen von sechs verschiedenen Laendern mit sechs verschiedenen Waehrungen sind wir nun eigentlich sehr geuebt bei Waehrungsumrechnungen. Als wir nach Venezuela kamen, standen wir vor einer neuen Herausforderung. Venezuela kennt naemlich nicht nur einen offiziellen, sondern auch einen inoffiziellen Wechselkurs (Schwarzmarkt).

Die Gruende:
1. Der Umtausch des Bolívar in andere Waehrungen ist stark eingschraenkt.
2. Die venezolanische Waehrung wird kuenstlich an den Dollar gebunden, obwohl er in Wirklichkeit einer starken Inflation (35% jaehrlich!) ausgesetzt ist.
So wird zur Zeit der Dollar offiziell mit 1 zu 4.3 gehandelt, wo hingegen im mercado paralelo die Quoten bis zu 8.0 reichen!



Muenzensalat

Und noch etwas betreffend dem Bolívar: Die Muenzen sind ebenfalls sehr verwirrend. Es gibt alte 100 Bolívares Muenzen, die den gleichen Wert haben wie die neuen 10 Centimos. Das gleiche gilt auch fuer die 500 Bolívares und die 50 Centimos , wie auch die 50 Bolívares und 5 Centimos Muenzen. Komplett konfus wird es aber, wenn es von den alten 100 und 500 Bolívares Muenzen noch eine weitere Ausgabe gibt. Alles klar?

Montag, 14. Juni 2010

SALTO ANGEL




Beim Besuch des welthoechsten Wasserfalls war schon die Anreise ein grosses Erlebnis. Einerseits war der Flug mit der sechs-plaetzigen Cessna ein Nervenkitzel, andererseits war die ueberflogene Landschaft fuer uns etwas ganz Neues.


Nach unserer Ankunft gingen wir zuerst schwimmen - mit dieser tollen Kulisse!



Ausflug zum, hinter, neben, vor und auf den Salto Sapo



Am naechsten Morgen fuhren wir mit dem Boot entlang einer eindrucksvollen Tepuy-Landschaft zum Salto Angel.


Am Nachmittag kletterten wir noch eineinhalb Stunden bis zum Mirador. Der Salto Angel zeigte sich noch kurz fuers Foto, danach regnete es in Stroemen die ganze Nacht.


Unser Nachtlager




Nach der unbequemen Haengemattennacht durften wir dafuer mit diesem Ausblick fruehstuecken. Der viele Regen hatte uns einen noch prachtvolleren Wasserfall beschert.
ORINOCO DELTA

Nach zwei sehr gemuetlichen Tagen in Santa Elena hatten wir uns von den sechs anstrengenden Tagen erholt.
Eine Nachtbus-Distanz brachte uns in die Stadt in der Naehe des Deltas, wo ein klappriger Jeep uns zum Boot brachte. Unser Guide Marcus raste (75 PS) mit uns zu unserem schoenen Camp, wo wir wegen Nebensaison in der ersten Nacht sogar die einzigen Gaeste waren.


Uns reichte das breite Bett, so hatten unsere Rucksaecke im anderen Platz, wo sie unterm Netz vor den 5cm grossen Kakerlaken geschuetzt waren, mit denen wir die Huette teilten.


Erste Eindruecke der Wasserstrassen im Labyrinth des Orinoco-Deltas. Bei genauer Betrachtung seht ihr unter dem imposanten Baum ein Kanu dahingleiten. Fuer Viele der indigenen Bevoelkerung ist es das einzige Fortbewegungsmittel.


Marcus stellte uns diesen lustigen Vogel als aeltesten Vogel Venezuelas vor.


Beim Besuch eines indigenen Dorfes wurden wir, nach einer gewissen Angewoehnungszeit, von den Kindern umschwaermt. Ruth hatte sich beim Radschlagen mit ihnen angefreundet.


Marcus Haustier!


Typische Bilder auf unseren Erkundungsfahrten


Habt ihr sowas schon mal gesehen?


Sackgasse!


Am letzten Morgen unserer drei Tage gingen wir Pirañafischen mit maessigem Erfolg. Meinen einzigen Fang verspiess Ruth mit Genuss zum Mittagessen.

Samstag, 12. Juni 2010

RORAIMA
"Die verlorene Welt"



Mit dem Nachtbus fuhren wir von Manaus ueber die Grenze nach Venezuela, genauer 20 Busstunden bis Santa Elena de Uairén. Der Anfang der ersten 16 Stunden war sehr sehr holprig. Von 1:30 Uhr bis 7:30 Uhr mussten wir im ungemuetlichen Busterminal von Boa Vista warten. Danach ging es seltsamerweise zu viert (ein Englaender, eine Vietnamesin und wir) im grossen Bus Richtung Grenze, die wir innerhalb von 5 Minuten ueberquerten - der einfachste Grenzuebergang von unserer Suedamerikareise!

Sechs Wandertage fuehrten uns in eine mystische Welt auf dem Tepuy (Tafelberg) Roraima. Unsere fuenf netten Mitwanderer und der ausgezeichnete Guide Alexis begleiteten uns auf einem der Hoehepunkte unserer Reise.


Auf dem Hinweg durch die palmenreiche Gran Sabana bekamen wir schon die ersten interessanten Informationen. Diese Palmen werden Lebensbaeume genannt, da sie fuer die indigene Bevoelkerung verschiedene Nutzen haben: Wenn sie die Palme faellen, finden sie nach einigen Tagen sehr nahrhafte und koestliche Maden darin. Das Holz brauchen sie fuer ihre Boote und Behausungen. Aus den Palmenblaettern bauen sie die Daecher und weben daraus ihre Haengematten zum Schlafen.



Celco und seine Tochter Celma begleiteten uns als Traeger und Koeche. Das Essen war vorzueglich, nicht nur weil wir nach dem Wandern und Klettern so hungrig waren.



Unsere portable Toilette bei Wind und Wetter



Kukenan - der Nachbar-Tepuy von Roraima - in der Morgensonne belohnt uns nach der ersten unbequemen Nacht im Zelt.



Viel Nebel und Regen beim Aufstieg entlang der Wand



Durchnaesst aber gluecklich oben angekommen



Das Wetter wechselte innerhalb von Minuten und schenkte uns den Blick hinunter in die Flaeche.



Erster Eindruck auf dem Hochplateau



Ruths absolutes Lieblingsobjekt der hiesigen Flora und Fauna: der Oreophynella, den es nur hier gibt





Ausflug zum Abgrund



Die Lisa-Simpson-Blume - typisch auf dem Roraima (Namensgebung selbstverstaendlich von uns)






Mystische Welt



Unser letzter Blick zum Abschied von der "verlorenen Welt"



Unter diesem Wasserfall fuehrte unser Weg durch.



Wo bei uns hundertprozentig ein Bruecke waehre, war hier Abenteuer!

Dienstag, 8. Juni 2010

AMAZONAS
Mehr als nur ein grosser Fluss



Unsere zweite Flugreise fuehrte uns, mit Umsteigen in Brasilia, in die 2,3 Millionen-Stadt Manaus, die mitten im Amazonas liegt. Man kommt naemlich nur mit dem Schiff oder mit dem Flugzeug in die Amazonas-Hauptstadt. Aus Zeitgruenden entschieden wir uns fuer den Flug.

Da wir mit dem Orinoco-Delta in Venezuela noch ein Urwalderlebnis vor uns hatten, fuhren wir nur zwei Tage in das Wasserlabyrinth des Amazonas.



Unterwegs zu unserem Camp: Unser Guide "Jungle-James" lernt deutsch.


Der dunkle Rio Negro spiegelt den Himmel wunderschoen. Seine schwarze Farbe hat er von Saeuren, die vom Regen aus den bereits stark ausgelaugten, sandigen Boeden ausgewaschen wurden. Durch die Naehrstoffarmut des Rio Negro wurden wir kaum von Muecken belaestigt.


Mit dem lautlosen Kanu paddelten wir durch den gefluteten Wald und entdeckten dabei Affen und Voegel.


Der Blick von unserem Turmzimmer des Camps


Als es dunkel war, paddelten wir nochmal auf Erkundungstour.
Mit dem Kaimanbaby durfte Ruth leider nur kurz spielen, bis sie ihn wieder ins Wasser entliess.


Frueh morgens ist der Rio Negro noch spiegelglatt.
Der Baum ist mit Vogelnestern geschmueckt.



Auf dem Weg zum Treffen der Fluesse Rio Negro und Rio Solimoes fuhren wir an einer schwimmenden Tankstelle vorbei.


Aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeit (Rio Negro 2 km/h, Rio Solimoes 7-10 km/h) sowie Temperatur (Rio Negro 28 Grad, Rio Solimoes 22 Grad) fliessen die beiden Fluesse noch 11 km nebeneinander her, bevor sie sich vermischen.
Im Rio Solimoes gibt es viel mehr Fische fuer die Delphine, deren Rueckenflossen wir beobachten konnten.


Verblassten Scharm vergangenen Kautschukbooms fanden wir in jeder Strasse von Manaus.



Im "Teatro Amazonas" machten wir am Nachmittag eine Fuehrung. Diese stimmte uns ein auf unseren letzten Abend in Manaus. Wir hatten naemlich Glueck, denn es gab noch gute Plaetze fuer die Oper "Lo Schiavo" (Der Sklave) von Carlos Gomes.



Beim Blick nach oben steht man unter dem Eiffelturm.


Eine Loge fuer uns ganz allein koennten wir uns in Zuerich nicht leisten.


23.30 Uhr: Ruth verschlaeft die dramatische Schlusszene.